Der fotodokumentarische Bildband Lawless Sea zeigt die Ergebnisse meiner mehrmonatigen Aufenthalte auf Schiffen von Sea Shepherd vor der Küste von Westafrika. In Kooperation mit verschiedenen afrikanischen Staaten geht Sea Shepherd dort aktiv gegen illegale, undokumentierte und unregulierte (IUU) industrielle Fischerei vor. Als Fotograf dokumentierte ich nicht nur die schwerwiegenden Verstöße ausländischer Schleppnetzschiffe sondern auch die teils furchtbaren Lebensbedingungen der einheimischen Besatzungen an Bord dieser Kutter. Auf Basis der bei Nachteinsätzen gewonnenen fotografischen Beweise konnten 14 illegal operierende Schiffe verhaftet werden.

Illegale industrielle Fischerei bedroht massiv den nachhaltigen traditionellen Fischfang und somit die Lebensgrundlage von Millionen von Afrikanern. Die oft korrupte Vergabe von Fanglizenzen sorgt für eine wirtschaftliche Ausbeutung afrikanischer Küstenländer in Milliardenhöhe durch meist europäische und asiatische Staaten. Für Kleinfischer eingerichtete Schutzzonen werden vorsätzlich verletzt, geschützte Fischbestände dezimiert, Naturschutzgesetzte und Fangquoten ignoriert, Beifang toleriert. Lawless Sea ist ein abstrakte Annäherung an die unkonventionelle Bildwelt und Ästhetik der ergebnisorientierten objektiven Beweisfotografie auf offener See. Die Fragen nach Orientierung-Desorientierung, Verortung und Täter-Opferrollen werden vor dem Hintergrund der IUU-Fischerei bewusst nicht auflösend beantwortet, sondern tragen zur situativ konstituierten, unmittelbaren Überforderung des Betrachters bei. Einen Höhepunkt stellen dabei die durch natürliche Blitze taghell illuminierten Fotos dar, die im Zuge einer schweren Gewitterfront entstanden und für perfekte Identifizierbarkeit der fotografierten Schiffe sorgten.